Der feurige Wagen

In den letzten Jahren ist der Wald im Howentale (Hohental) durch Rodung fast gänzlich verschwunden. Dass die früheren Hecken aber nicht immer da waren, bezeugen u.a. die Raine, „Räche“ genannt, die man in den Hecken gar wohl feststellen konnte. Erst durch den 30jährigen Krieg – nach anderen: in Folge der Pest – da niemand mehr da gewesen, der die Weinberge und Felder bebaut habe, seien die Hecken entstanden. Der linke Höhenrücken des Howentales habe „Guckstein“ geheißen. Das Kloster St. Thomas sei in dieser Gegend sehr begütert gewesen und habe dort sogar 30 Morgen „an einem Stück“ gehabt. Schon öfters wurde der feurige Wagen von dort kommend beobachtet, aber von niemand besser, als von einem Schmiedelehrlinge. Der Schmiedemeister von St. Thomas hatte viel Arbeit und befahl deshalb seinem Lehrling morgens um 3 Uhr in der Werkstätte zu sein. Durch den Mondschein irre geführt, erschien er in der Werkstätte, als es eben Mitternacht schlägt. Nun ging er etwas spazieren auf dem „St. Thomaser Holzwege“. Wie erschrak er, als ihm ein glühender Wagen entgegen kam. Er sprang beiseite ins Ufergestrüpp, um den Wagen vorbei zu lassen. Da sah er, wie Pferde, Wagen, Menschen und selbst die Peitsche des Kutschers von Feuer glühten. Der Führer knallte beständig mit der Peitsche. Auch erkannte er die Personen, es waren die Müßiggänger und Schlemmer von St. Thomas, denn „in jedem Kloster sind deren vorhanden“. Sie seien, wie er später hörte, aus dem Howental gekommen, da sie am Abend vorher in einem Wagen, mit Wein und Lebensmitteln beladen, nach dorten gefahren, um Maifeier zu halten. Ein andermal wurde der feurige Wagen, von zwei schwarzen Pferden gezogen, gesehen, wie er über Hecken und Sträucher die Antel hinabkam, über die Häuser der Stadt fuhr und im Rheine verschwand. Meistens aber nahm er seine Richtung auf St. Thomas zu.

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